2008 | Bahnunterquerung Ramsei
Auftrag
Unser Ingenieurbüro bekam von der BLS (Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn) den Auftrag, diese Unterführung nebst den notwendigen Weg- und Strassenarbeiten zu planen und zu realisieren. Dies allein wäre jedoch keine ingenieurtechnologische oder logistische Herausforderung gewesen, gäbe es dabei nicht die Auflage, dass beim geplanten Einbau der Unterführung der Betrieb der Bahn nur sehr geringfügig gestört bzw. unterbrochen werden durfte. Dazu gab es als Vorgabe, die Arbeiten für das Erstellen der kompletten Unterführung müssen an einem Wochenende durchgeführt werden. Das Zeitfenster dazu betrug von Freitag Abend 22.00 Uhr bis Sonntag Morgen 06.00 Uhr, also 32 Stunden. In dieser Zeit waren folgende Arbeiten zu erledigen:
Ausbau der Gleise und Demontage der untersten Freileitung der BLS
Erstellen des Dammdurchbruchs
Erstellen der Planie für das Bauwerk
Versetzen der Unterführung inkl. Abdichtungsarbeiten
Hinterfüllung des Bauwerkes
Wiederherstellen der untersten Freileitung
Einbau der Gleise auf einer Schotterschicht
Vorgehen
Um in diesem eng gesteckten Zeitrahmen zu bleiben, wurde die Unterführung vorab erstellt. Es entstanden insgesamt sieben Fertigteile. Drei davon bilden die eigentliche Unterführung, wobei das Mittelteil 33 t und die beiden Aussenteile (inkl. Brüstung) 38 t wiegen. Die restlichen vier Fertigteile ergeben die Flügelmauern der nördlichen und südlichen Einfahrt (Gewicht zwischen 8 und 10 t). Dazu wurde in unmittelbarer Nähe der geplanten Unterführung eine Plattform erstellt. Auf dieser wurden dann die Einzelteile der Unterführung etappenweise betoniert.
Als Trennschicht zwischen den einzelnen Fertigteilen diente eine 2 mm starke PE-Folie, um die Einzelteile wieder voneinander lösen zu können.
Weiterhin musste natürlich auch bei einem solchen Bauwerk die notwendige Vorlaufzeit eingehalten werden, damit der Beton abbinden und seine Standfestigkeit erreichen konnte. Da die Witterung in der besagten Zeit zu nass und zu kalt war, wurde eigens ein Zelt um das gesamte Bauwerk errichtet, welches noch zusätzlich beheizt war, um dann im Anschluss an die Trocknungsphase die notwendige Bauwerksabdichtung aus Epoxydharz und Bitumenbahnen aufbringen zu können. Diese Arbeiten wurden soweit wie möglich noch vor dem Versetzen des Bauwerkes durchgeführt, so dass dann im Anschluss nur die Fugen abzudichten waren. Als weitere Einbauteile wurden Vorrichtungen zur Aufnahme von Schrammborden sowie am tiefsten Punkt der Unterführung ein Regenwassereinlauf in die Einzelteile integriert.
Ausführung
Am Freitag, 07. Dezember 2007, war es soweit. Als erstes erfolgte das Demontieren der Schienen. Danach wurde der Gleisschotter ausgebaggert und zur Sondermülldeponie abtransportiert. Gegen 23.30 begann dann der Bodenabtrag im Bereich des Gleisdammes. Bereits um 02.00 Uhr ist die Aushubtiefe erreicht.
Aufgrund des anstehenden schlechten Baugrundes wurde noch ein Bodenaustausch durchgeführt. Das Material hierzu hatte das ausführende Bauunternehmen Fuhrer + Dubach AG bereits vorsichtshalber bereitgestellt. Auf dieser Austauschschicht wurde nun die eigentliche Planie mit einer 5 cm starken Splittschicht errichtet. Im Bereich der Bauwerksfugen wurden 60 cm breite Stahlplatten unterlegt, um die Fertigteile besser zusammenziehen und justieren zu können.
Nachdem nun der Untergrund entsprechend vorbereitet war, begann jetzt die kniffligste Arbeit: Das Versetzen der Fertigteile mit Hilfe eines Pneukranes. Dieser Kran wurde schon in den frühen Morgenstunden des 08. Dezember 2007 vor Ort eingerichtet. Jetzt, um 08.00 Uhr, begann er, die Flügelmauern vom Gesamtbauwerk zu trennen und in 3 m Entfernung wieder abzusetzen, um an die eigentlichen Bauteile der Unterführung, die als erstes zu versetzen waren, zu kommen. Das erste Teil, das versetzt wurde, war die südliche Einfahrt mit einem Gewicht von 38 t.
Zentimetergenau erfolgte das Platzieren des Fertigteiles auf dem Planum.
Nach und nach wurden die weiteren Fertigteile an ihren Bestimmungsort gehievt. Dabei mussten die beiden südlichen Flügelmauern über die obere Freileitung der BLS gehoben und dann platziert werden.
Am Samstag um 13.00 Uhr war es dann soweit. Das komplette Bauwerk stand am gewünschten Ort. Dabei wurde der vorgegebene Zeitplan nicht nur eingehalten, sondern man hatte sich sogar 1 Std. Vorsprung herausgearbeitet. Als weitere Arbeiten standen nun das parallele Ausführen der Bauwerksvorspannung mittels Litzen, das Ergänzen der Bauwerksabdichtung sowie die Hinterfüllung mit Sickerbeton an.
Auch diese Arbeiten gingen zügig vonstatten, so dass die BLS am Samstag Abend ihre untere Freileitung wieder befestigen und den Schotterunterbau nebst Gleisverlegung in Angriff nehmen konnte. Planmässig konnte somit die Bahnstrecke am Sonntag, 09. Dezember 2007, um 06.00 Uhr wieder in Betrieb genommen werden.
Als restliche Arbeiten verbleiben noch die Strassenbauarbeiten, damit auch die Hornusser und «Hündeler» mit PW's, Velos oder zu Fuss ihre Vereinsheime erreichen können.